mit Ausnahme von Serbien, Teil der Euro-Zone sind oder
feste Wechselkurse haben, trägt dazu bei, dass sich die
EZB-Politik direkt niederschlägt. Allerdings wirkt sich
diese Krise nicht gleichmäßig auf die Gruppe aus, weder
bei den wirtschaftlichen Schwächen noch bei den politi-
schen Maßnahmen der einzelnen Länder. Serbien zum Bei-
spiel wurde vor allem durch Lieferunterbrechungen und
einer schwächeren Nachfrage nach seinen Warenexporten
beeinträchtigt. So wurde etwa das Fiat-Chrysler-Werk im
Februar geschlossen, welche die erste Schließung eines In-
dustriestandorts im Zusammenhang mit dem Coronavirus
in Europa darstellte. Die mit Abstand offenste Volkswirt-
schaft ist jedoch Slowenien, und das dürfte sich auch in
den endgültigen makroökonomischen Daten für 2020 wi-
derspiegeln, wobei Slowenien weitaus besser für die Ver-
lagerung von Aktivitäten ins Internet gerüstet ist als der
Rest der Zielmärkte. Slowenien und Kroatien unterschei-
den sich in einigen Merkmalen von den Ländern in denen
die Addiko Gruppe tätig ist. So verfügten Slovenien und
Kroatien über umfangreiche Konjunkturpakete, was bis zu
einem gewissen Grad die breiteren Möglichkeiten zur Kre-
ditaufnahme auf den internationalen Kapitalmärkten wi-
derspiegelt. Darüber hinaus waren ihre Maßnahmen im
Vergleich zu den Nicht-EU-Ländern weniger strikt. Letz-
tere waren zudem in hohem Maße von dem Rückgang der
ausländischen Direktinvestitionen betroffen und stark auf
ausländische Hilfe angewiesen sind. Nicht zuletzt ist es
wichtig zu erwähnen, dass die Nicht-EU-Länder auch eine
günstigere Demographie haben.
Generell wird die kroatische Wirtschaft im Jahr 2020 ei-
nen schweren Rückschlag erleiden, da die Covid-19 Pan-
demie die in- und ausländische Nachfrage drastisch
schrumpfen ließ. Der Grund dafür ist die Abhängigkeit des
Landes von seinem dominierenden Tourismussektor, der
ein Viertel des kroatischen BIP ausmacht. Zusätzlich zu
den Einbrüchen im Tourismus musste Kroatien die Auswir-
kungen von starken Erdbeben verkraften, die im Jahr 2020
die Hauptstadt Zagreb und ihre Umgebung erschütterte
und einen geschätzten Schaden von rund EUR 5,7 Mrd.
verursachte. Auf Grund der erschwerten Umstände für die
Rückzahlung von Krediten wurde zur Entlastung der loka-
len Unternehmen, bereits im ersten Quartal ein Morato-
rium von drei Monaten eingeführt. Der kroatische Banken-
verband stimmte zudem zu, die Rückzahlung von Krediten
an den vom Covid-19 schwer getroffenen Tourismussektor
bis Mitte 2021 aufzuschieben. Die Kroatische Bank für
Wiederaufbau und Entwicklung (HBOR) hatte ebenfalls ein
dreimonatiges Moratorium für den Schuldendienst erlas-
sen und kündigte zudem an, ihr Exportkreditversiche-
rungsprogramm zu verlängern. Die private Kreditvergabe
ab Ende des Jahres 2020 stützte sich hauptsächlich auf
Wohnbaukredite. Die zweite Infektionswelle sollte daher
durch den widerstandsfähigen privaten Konsum etwas aus-
geglichen werden, dessen Anstieg sich bis ins Jahr 2021
erstrecken dürfte, unterstützt durch die niedrige Infla-
tion, Änderungen bei der Einkommenssteuer, akkumu-
lierte unfreiwillige Ersparnisse und die Tatsache, dass ein
Stellenabbau im großem Umfang vermieden wer-den
konnte.
In Slowenien trugen die Lockdown-Maßnahmen und die
pessimistische Verbraucherstimmung zu einem starken
Rückgang der privaten Ausgaben bei, während die Investi-
tionen zusammen mit einem Auftragsrückgang im verar-
beitenden Gewerbe, vor allem in den exportierenden Sek-
toren, ebenfalls rückläufig waren. Als einzige Komponente
des BIP stiegen die öffentlichen Ausgaben. worauf die Re-
gierung mit der Verabschiedung mehrerer Konjunkturpa-
kete in Höhe von insgesamt ca. EUR 7 Mrd. reagierte. Ver-
schiedene Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosig-
keit und die von der Regierung ausgegebenen „Tourismus-
gutscheine“ bleiben in Kraft. Eine 12-monatige Stundung
von fälligen Kapital- und Zinszahlungen wurde im März
2020 in Kraft gesetzt. Außerdem wurden öffentliche Ga-
rantien in Höhe von EUR 2,2 Mrd. für Kredite an Unterneh-
men, die nicht dem Bankensektor angehören, eingeführt.
Die Unternehmen werden bei ihren Investitionsausgaben
konservativ bleiben, insbesondere nachdem es Anzeichen
dafür gibt, dass die Firmen ihre Lagerbestände aufsto-
cken, um sich gegen erneute Unterbrechungen der Liefer-
ketten abzusichern, und die slowenischen Verbraucher
bleiben im EU-Vergleich sparfreudig. Allerdings scheint es
recht starke Kaufimpulse innerhalb des Haushaltssektors
zu geben. Es bestehen Aussichten auf eine starke Erholung
im Jahr 2021, was von der wirtschaftlichen Situation der
Handelspartner und der stabilisierenden Rolle der Ausga-
ben der Privathaushalte abhängt. Die Regierung wird sich
bemühen, den öffentlichen und privaten Investitionszyk-
lus im Bauwesen wieder zu beschleunigen; sie hat eine
Prioritätenliste von Infrastrukturprojekten veröffentlicht
und setzt große Hoffnungen auf den zugewiesenen EU-
Konjunkturfonds.
In Bosnien und Herzegowina belastet die Covid-19-Pande-
mie den privaten Konsum, der fast 75 % des BIP des Landes
ausmacht, stark. Die Föderation Bosnien und Herzegowina
und die Hauptstadt Sarajevo sind besonders schwer be-
troffen, da sie stärker vom Dienstleistungssektor, ein-
schließlich des Tourismus, abhängig sind. Der Touris-
mussektor, wurde wie auch im Rest der Region, im April
besonders stark von Covid-19 getroffen, und verzeichnete
einen Rückgang von 99% im Vergleich zum Vorjahr bei den
Touristenankünften. Die Banken in Bosnien und Herzego-
wina kündigten angesichts des durch die Pandemie verur-
sachten wirtschaftlichen Abschwungs ein sechsmonatiges
Moratorium für die Rückzahlung von Krediten für natürli-
che und juristische Personen an. Ab 2021 ist damit zu
rechnen, dass die Investitionen angesichts aufgeschobe-
ner öffentlicher Projekte wie der Ausbau der Energie- und
Verkehrsinfrastruktur des Landes wieder ansteigen wer-
den. Dies wird dazu beitragen, dass das reale BIP-Wachs-
tum im nächsten Jahr rund 3% erreichen wird, aber wei-
terhin zu den schwächsten in der Region gehören wird,
was unter anderem eine konservativere Politik und insbe-