NORMA GROUP – Geschäftsbericht 2020
Deutschland: Bauwirtschaft, Industrie und Politik stützen in der Rezession
Auch Deutschland wurde 2020 sehr stark von der Pandemie und den restriktiven wirtschaftlichen Beschränkungen erfasst. So ist der Privatkonsum
(– 6,0 %) ganzjährig erheblich geschrumpft. Belastet durch das Abrutschen der Weltwirtschaft, gingen die Exporte trotz der leichten Belebung im
Sommer noch deutlicher zurück (– 9,9 %). Zudem waren die Investitionstätigkeiten der Unternehmen sehr zurückhaltend. Bei
Ausrüstungsinvestitionen belief sich der Rückgang beispielsweise auf 12,5 %. Eine wichtige Konjunkturstütze blieb nach wie vor die Bauwirtschaft.
Daneben hat die Politik mit massiven monetären Hilfen zur Eindämmung der Belastungen für die Menschen und zur Stabilisierung der Wirtschaft
beigetragen. Dazu gehörten auch besondere Regeln zur Kurzarbeit und Insolvenz. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist die
deutsche Wirtschaft im Jahr 2020 um rund 5,0 % geschrumpft (2019: +0,6 %).
Die deutsche Industrie geriet 2020 nach dem schon schwachen Vorjahr weiter deutlich unter Druck. Lieferketten waren zum Teil unterbrochen und
Produktionsstätten wurden im Lockdown zeitweise vorübergehend stillgelegt. Im Zeitraum März bis August 2020 war die Industrieproduktion im
Vorjahresvergleich monatlich zweistellig im Minus, mit einem deutlichen Tiefpunkt im April (–29,3 %). Von dieser geringen Basis ausgehend, setzte
danach in der deutschen Industrie wieder eine leichte Dynamik ein, wodurch die Kapazitätsauslastung laut Eurostat per Ende Dezember 2020 im
Durchschnitt bei 80,8 % lag (Q4 2019: 82,7 %).
Wechselkursschwankungen
Aufgrund der internationalen Tätigkeit haben Wechselkursschwankungen Auswirkungen auf das Geschäft der NORMA Group. Während
Schwankungen zwischen Nicht-Euro-Währungsräumen infolge der regionalen Produktion nur geringen Einfluss auf das operative Ergebnis der
NORMA Group haben, schlagen sich Kursschwankungen gegenüber dem Euro als Berichtswährung im Ergebnis nieder. Aufgrund des hohen US-Dollar-
Exposures wirken sich insbesondere Schwankungen des EUR-USD-Wechselkurses auf das Ergebnis aus.
RI SIKO- U ND CH ANCENBE RICHT
Im Geschäftsjahr 2020 generierte die NORMA Group rund 25 % des Umsatzes in US-Dollar. Die Entwicklung des US-Dollars gegenüber dem Euro hat
im Geschäftsjahr 2020 zu einem negativen Umsatzeffekt geführt. Darüber hinaus ergaben sich negative Effekte auf den Umsatz im Wesentlichen aus
folgenden Währungen: Britisches Pfund, Polnischer Zloty, Türkische Lira, Indische Rupie, Chinesischer Renminbi, Malaysischer Ringgit, Thai Baht und
Russischer Rubel.
Branchenspezifische Einflussfaktoren
Maschinenbau auch 2020 fast überall in der Rezession, starker Einbruch in Deutschland
Im Sog der Corona-Pandemie musste der Maschinenbau im Jahr 2020 mit wenigen Ausnahmen seine Produktion weltweit herunterfahren. Vor allem
im April und Mai kam es zu drastischen Einbrüchen, von denen sich die Branche im weiteren Jahresverlauf zwar teilweise erholen konnte, dennoch
konnten die Kapazitätsauslastung und der Output das Vorkrisenniveau nicht erreichen. Entgegen dem allgemein negativen Trend profitierten einzelne
Segmente, darunter beispielsweise Baumaschinen, von einer anhaltend lebhaften Nachfrage. Nach Einschätzung des Branchenverbands VDMA ist
der Weltmaschinenumsatz im Jahr 2020 real um rund 6 % eingebrochen. In China konnten die Industrieproduktion (+2,8 %) und Anlageinvestitionen
(+2,9 %) erfreulich zulegen. Dadurch erhielt auch der reale Maschinenumsatz in China Rückenwind (+5 %). Leicht im Plus waren daneben die
Maschinenmärkte in Russland (+4 %), in der Türkei (+5 %) und auch in Südkorea (+1 %). Alle anderen wesentlichen Märkte waren hingegen rückläufig:
USA (–8 %), Kanada (–13 %), Japan (–14 %) und Naher Osten (–6 %). Besonders starke Einbrüche erlebten Lateinamerika (–21 %), Indien (–22 %) und
Großbritannien (–23 %).
Auch der exportorientierte Maschinenbau in Europa verspürte nach dem schon schwachen Vorjahr weiteren Druck. In der EU (27) und dem Euroraum
ging der Umsatz laut VDMA deutlich um 13 % zurück. Mit Ausnahme Finnlands (+0 %) und der Niederlande (+1 %) sank die Nachfrage in den west-
und osteuropäischen EU-Ländern zum Teil merklich. So betrug das Umsatzminus in Frankreich und Spanien jeweils 13 %, in Italien 16 % und in
Deutschland 15 %. Der VDMA schätzt, dass die Produktion der Maschinenbauer in Deutschland 2020 real um 14 % eingebrochen ist.
Automobilindustrie rutscht 2020 tiefer in die Krise, Produktionseinbußen bei Pkw und Nfz
In der Automobilindustrie war ein zweigeteiltes Bild zu beobachten: Einerseits stand die klassische Automobilindustrie 2020 infolge der Corona-
Pandemie und der Lockdowns massiv in der Krise, andererseits setzte sich der Technologieumbruch beschleunigt fort. Der Absatz von Electric Vehicles
(EV, inklusive Hybride) stieg dynamisch um 41 % auf 3,1 Mio. Einheiten. Dennoch ist der gesamte weltweite Absatz von Light Vehicles (LV, bis 6 t) im
Jahr 2020 gemäß LMC Automotive (LMCA) um 14,4 % auf 77,4 Mio. LV geschrumpft. Im enger definierten Pkw-Markt betrug der globale Einbruch laut
dem Verband VDA 15 % und sank damit auf knapp 68 Mio. Pkw. Die Hersteller haben ihre LV-Produktion aufgrund unsicherer Rahmenbedingungen
weltweit um insgesamt 15,8 % reduziert. Die drastischsten Kürzungen waren in den USA (–18,7 %), Mexiko (–20,3 %), Japan (–14,9 %), Korea (–9,6 %)
und Indien (–23,9 %) zu beobachten. Dagegen war die LV-Produktion in China im Jahr 2020 mit nur –4,2 % rückläufig. Der dortige Markt wurde bedingt
durch staatliche Impulse im Jahresverlauf wieder kräftig belebt.
Das negative Konjunkturumfeld hat 2020 auch die Hersteller von Nutzfahrzeugen (Lkw, Busse) zum Teil massiv getroffen. Vor allem Nordamerika (–
28,3 %) und Europa (–24,4 %) haben außerordentlich hohe Produktionseinbußen verzeichnet. Dennoch war der Weltmarkt 2020, mit wertvollen
Beiträgen aus China (Absatz +31,0 %, Produktion +29,3 %), lediglich moderat im Minus (Absatz –3,5 %, Produktion –5,5 %).
In Europa (EU + EFTA + UK) ist die Pkw-Nachfrage nach Angaben des Verbands ACEA (Association des Constructeurs Européens d’Automobiles) im
vergangenen Jahr um 24,3 % auf 12,0 Mio. Einheiten gesunken. In Westeuropa betrug der Rückgang 24,5 %. Die negative Entwicklung zeigte sich in
allen Ländern mit einem zweistelligen Minus, wobei der Druck in Frankreich (–25,5 %), Italien (–27,9 %), Spanien (–32,3 %) und Großbritannien (–
29,4 %) besonders ausgeprägt war. In Deutschland fiel der Absatz um 19,1 %. Angesichts dieser Abnahme und aufgrund der Marktschwäche auf
nahezu allen Exportmärkten haben Hersteller in Europa ihre Produktion im Jahr 2020 um mehr als ein Fünftel reduziert (–21,8 %, 16,6 Mio. LV). In
Deutschland wurde die Produktion laut LMCA-Daten um 24,4 % gekürzt. Auch in Italien, Spanien und Großbritannien waren die Einbußen erheblich.
Besonders massiv waren die Kürzungen indes in Frankreich (–38,6 %). In Europa war auch die Nachfrage nach Nfz in allen Ländern schwach. Der Nfz-
Absatz ist Daten von LMCA zufolge um 21,1 % eingebrochen Demgegenüber beziffert der Verband ACEA den Rückgang in Europa (EU + EFTA + UK)